KBV Werra-Meißner seit 65 Jahren im Dienst der heimischen Landwirtschaft
Vizepräsident Heinrich Heidel, Vorsitzender Horst Kupski, Staatsminister a. D. Wilhelm Dietzel
Am Samstag, den 30. November 2013 feierte der Kreisbauernverband Werra-Meißner e.V. im Rahmen eines Festkommers sein 65jähriges Bestehen. Für alle Mitglieder ist die Jubiläumsfeier am 12. Februar 2014 zum Grünen Ball der Landwirtschaft in Witzenhausen.
Der Vorstand, die Ortsvorsitzenden und viele Ehrengäste trafen sich im Kultursaal des Eschweger E-Werks. 65 Jahre Kreisbauernverband Werra-Meißner e.V. gegründet nach dem 2. Weltkrieg, damals noch Vertretung für mehrere Tausend Bauernfamilien im Werra-Meißner-Kreis, das war ein Grund, gemeinsam an die Vergangenheit zu denken.
Der Vorstand des Kreisbauernverbandes konnte mit seinem Vorsitzenden Horst Kupski an der Spitze mehr als 100 Gäste begrüßen. Eingeladen waren neben den gewählten Ortsvorsitzenden und dem Vorstand, Ehrengäste aus nah und fern.
In der Mitte der Gesellschaft zu Hause
Das war das Kredo, das die Ehrengäste uns Landwirte spüren ließen. Egal ob kommunale Vertreter, kirchliche Repräsentanten oder die befreundeter Vereine, allesamt waren sie gekommen. Der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Wallmann hatte die Agrar- und Veterinärverwaltung im Gefolge. Auch die Verwaltungskollegen, die den Landwirten bei ihren Anträgen hilfreich zur Seite stehen, waren der Einladung des Bauernverbandes gefolgt. Der Vorstand war sichtlich gerührt durch so viel gelebte Akzeptanz.
Auch die politischen Vertreter waren zugegen. Frau Sigrid Erfurth vom Bündnis 90 Die Grünen, genauso wie Heinrich Heidel von der FDP, amtierender Landtagsvizepräsident und Vizepräsident des Hess. Bauernverbandes e.V.. Die politischen Mandatsträger der SPD ließen sich allesamt entschuldigen, da zu diesem Zeitpunkt in Darmstadt der Landesparteitag stattfand. Herr Michael Roth war so freundlich und hat ein Grußwort an den Bauernverband geschickt
Sehr beeindruckt war der Vorsitzende über die starke Präsenz der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Von Bürgermeister Nickel aus Großalmerode bis hin zu Bürgermeister Scheld aus Herleshausen waren fast alle Stadt- und Gemeindehäuptlinge erschienen. Kupski nahm die starke Präsenz zum Anlass in seiner Begrüßung zu sagen: „Sie können im Anschluss sicherlich eine Bürgermeisterdienstversammlung abhalten“.
Aus den Nachbarkreisen kamen Vertreter der Bauernverbände Kassel, Schwalm-Eder, Hofgeismar, Hersfeld-Rotenburg, Waldeck, Frankenberg und zur Freude des Vorstandes auch Herr Vorsitzender Apfel in Begleitung seines Geschäftsführers Mietschke aus dem benachbarten Eisenach.
Herbert Bruchmüller, Rainer Seimetz und Henry Thiele waren als ehemalige Geschäftsführer und Mitgestalter der Vergangenheit eingeladen. Ganz besonders freute sich der Vorsitzende über die Anwesenheit von Frau Lieselotte Walter, die zu Ehren des langjährigen Kreisvorsitzenden Karlheinz Walter der Einladung des Kreisbauernverbandes gefolgt war.
Das der Kreisbauernverband als wesentliches, neudeutsch systemrelevantes, Glied in der gesellschaftlichen Kette des Werra-Meißner-Kreises anerkannt ist, brachten die Grußworte deutlich zum Ausdruck.
Stellvertretend für den Hausherrn, Bürgermeister Alexander Heppe, redete der Stadtverordnetenvorsteher Karl (genannt Charly) Montag vor den Gästen. Er ging intensiv auf die Historie des Bauernverbandes ein. Neben vielen Kindheitserinnerungen, die im direkten Einklang mit der Landwirtschaft standen, hat Karl Montag heute auch noch einen aktiven Bezug und verfolgt das Geschehen rund um die Landwirtschaft mit hohem Interesse. „Ihr Wort wird gehört, sie sind eine feste und akzeptierte Größe in der Bevölkerung“ so lautet seine Kernaussage zum Jubiläumsfest. Der Stadtverordnetenvorsteher überreichte eine Urkunde der Kreisstadt Eschwege.
Die Aussage – „Landwirte haben eine hohe Bedeutung für und in der Gesellschaft“ - brachte ihm den Applaus der Gäste ein.
Dr. Rainer Wallmann überbrachte die Grüße des Kreises und des Landrates. Als Berliner ist er eigentlich fernab von der Landwirtschaft groß geworden. Aber schon als Kind hatte er eine enge Verbindung zur Landwirtschaft entwickelt. Diese mündete darin, dass er hier im Werra-Meißner-Kreis seine landwirtschaftliche Lehre absolvierte und in Witzenhausen Landwirtschaft studierte. Landkreis und Landwirtschaft arbeiten eng miteinander. Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Kreis. Er stellte die Frage: „Was wäre die Landschaft ohne die Arbeit und die Pflege der Landwirte?“
Der regelmäßige Bericht zur Lage der Landwirtschaft im Werra-Meißner-Kreis ist auch ein Indiz für die hohe Bedeutung, die der Landkreis der Landwirtschaft einräumt. Dramatisch sinkende Tierzahlen werden zukünftig neue Handlungen nach sich ziehen müssen. Die Offenhaltung der Landschaft und die Unterstützung einer flächendeckenden Landwirtschaft ist, so Wallmann, vorrangiges Ziel der Landwirtschaftspolitik auf Kreisebene. Dem Vorstand und der Geschäftsführung dankte Dr. Wallmann für die offene und gute Zusammenarbeit.
Helga Kawe, die auch die Grüße des Vereines für Regionalentwicklung im Auftrag ihrer Amtskollegin Ulrike Zindel und aller Landfrauen im Werra-Meißner-Kreis überbrachte erinnerte in ihrem Grußwort an viele gemeinsame Projekte, die insbesondere der Verein für Regionalentwicklung gemeinsam mit Landwirten verwirklicht haben. Von Direktvermarktung bis hin zu neuen Beherbergungen im Rahmen des ländlichen Tourismus ist vieles auf den Weg gebracht worden. Arbeitsplätze sind neu geschaffen und gesichert worden. Der Tag der Regionen als eine hervorragende Plattform sämtliche Akteure im ländlichen Raum zu präsentieren, ist jedes Jahr in enger Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft organisiert worden. Die Bezirkslandfrauenvorsitzende rief in ihrem Grußwort auf, die Kräfte im ländlichen Raum zu bündeln und gratulierte den Landwirten im Werra-Meißner-Kreis mit dem Zuruf: „Lebendige Regionen brauchen eine funktionierende flächendeckende Landwirtschaft!“
Dr. Martin Arnold überbrachte die Grüße der Kirche und der Kollegin Ulrike Laakmann aus Witzenhausen. Der Kreisbauernverband und die Kirche sind eng miteinander verbunden. Das gemeinsame Kreiserntedankfest ist der sichtbare Beweis für eine gute intensive und fruchtbare Zusammenarbeit. Das Miteinanderwirken im „Forum ländlicher Raum“, die Landwirtschaftliche Familienberatung und vieles mehr, dokumentiert das gemeinsame „an einem Strang ziehen“. Vieles hat sich verändert in den letzten 65 Jahren. Dies gilt sowohl für die Landwirtschaft, als auch für die Kirche. „Die Stimme der Landwirtschaft soll und muss in der Kirche gehört werden“, so die Kernaussage des warmherzigen Grußwortes.
Heinrich Heidel sprach als Vizepräsident des Hess. Bauernverbandes und überbrachte die Grüße des betrieblich verhinderten Präsidenten und des Hauses des Hess. Bauernverbandes e.V.
65 Jahre zurücksehen und die Früchte der Arbeit betrachten, das trifft auf den Bauernverband nicht zu. Viele Aufgaben haben sich geändert und viele Aufgaben mehr sind dazu gekommen. Ein Bauernverband muss für seine Mitglieder da sein. Zurückschauen, wie am heutigen Tage ist durchaus gestattet und wünschenswert. Aber der Blick und das Handeln muss nach vorn gerichtet sein. Der Bauernverband hat sich zum Ziel gesetzt seine Landwirte zu vertreten. Im Vergleich mit einem Klavier sagt Heidel: „wir können es uns nicht aussuchen, nur die schwarzen oder die weißen Tasten zu spielen, wir müssen die Tastatur im Ganzen beherrschen, ohne dabei Misstöne zu produzieren!“ 1948 war es wesentlich einfacher den Menschen Landwirtschaft zu erklären, jeder hatte Land, jeder hatte Tiere, jeder hatte einen Nachbarn, der irgendetwas mit Landwirtschaft zu tun hatte. Heute ist dies nicht mehr gegeben. Landwirtschaftliche Interessenvertretung ist heutzutage Gesellschaftspolitik. Der Erhalt der Landwirtschaft in der Fläche ist ein wesentlicher Bestandteil zum Erhalt des ländlichen Raumes. Ohne die Landwirte gibt es auch für diese ländlichen Regionen keine Zukunft.
Festrede Wilhelm Dietzel
Staatsminister a.D. Wilhelm Dietzel war der Festredner des Festkommerses. Auch er ging auf die extremen Veränderungen der letzten 65 Jahre ein. Im Jahr 1948 war noch vieles zerstört und die Bundesrepublik war noch nicht gegründet. Im Gegensatz zu damals, sind wir heute wesentlich internationaler geworden. Mittlerweile wird mehr Käse von Deutschland nach Frankreich geliefert, wie umgekehrt, das war damals undenkbar. Landwirtschaft hat sich gravierend verändert. Der Strukturwandel ist ein ständiger Begleiter geworden. In den Dörfern ist dieser Strukturwandel sehr deutlich zu erkennen. Wer ländliche Regionen erhalten will, darf auf flächendeckende Landwirtschaft und Dorferneuerung nicht verzichten. Neue Dörfer bringen neue Lebens- und Wohnqualität. Landwirte sind dazu da, Lebensmittel zu erzeugen. Sie müssen aber auch eigene nutzen. Die Erzeugung regenerativer Energie gehört dazu. Viele Verbraucher haben sich heute vom Lebensmittel entfremdet. In einer 6. Klasse wurde die Frage nach der Farbe der Kühe gestellt. 85 % der Schülerinnen und Schüler waren der Meinung, dass Kühe lila sind. Hier muss viel Erklärungsarbeit geleistet werden, um Lebensmittelerzeugung dem Verbraucher klarer zu machen.
Zusammenfassend beendete Dietzel seinen hervorragenden, oftmals mit Applaus unterbrochenen Vortrag mit der Aussage:
„Bauern braucht das Land, Bauern braucht jedes Dorf!
Wir müssen unserer Jugend eine gute Ausbildung ermöglichen und auch Bauern müssen sich bereit erklären, politische Mandate zu übernehmen!“
Horst Kupski ging in seinem Schlusswort nochmals auf den Begriff Landwirtschaft ein. Landwirtschaft ist ein Instrument, um mit den Naturgegebenheiten umzugehen. Landwirtschaft ist kein Eingriff in die Natur. Wir leben in einer Kulturlandschaft. Viele Menschen haben heute in vielen Bereichen das Maß für die Dinge verloren. Wohlstand macht blind. Der gute Ruf der Landwirtschaft kommt daher, dass wir Landwirte für die Menschen arbeiten. Wir ernähren die Menschen. Es geht uns um die Menschen, wir säen Vertrauen und Zuversicht.
Der Bauernverband schreibt nicht vor, wie jemand Landwirtschaft betreiben soll, ob mit Tieren, oder ohne Tiere, ob ökologisch oder konventionell. Der Bauernverband passt auf, dass die politischen Rahmenbedingungen unter denen Landwirtschaft geschieht, für alle verträglich sind.
Mit einem Musikstück für Klavier und Geige, gespielt von Kornelia und Konstanze Kupski wurde begonnen und der von allen als sehr angenehm empfundene Festakt ebenso würdevoll beendet.
Gemeinsam wollen wir mit allen Mitglieder in Witzenhausen feiern.
Die Einladung für alle Mitglieder zum Grünen Ball nach Witzenhausen erfolgt im Weihnachtsrundschreiben.
Stadtverordnetenvorsteher Eschwege Karl Montag
Erster Kreisabgeordneter Dr. Rainer Wallmann
Vorsitzende Bezirkslandfrauenverein Witzenhausen Helga Kawe
Dekan Kirchenkreis Eschwege Dr. Martin Arnold
Vizepräsident Heinrich Heidel
Staatsminister a. D. Wilhelm Dietzel
Kornelia und Konstanze Kupski